Kuno Windisch

Coach für Einzelpersonen, Paare, Gruppen, Familien, Teams und Organisationen . Experte für Personal- und Organisationsentwicklung und Führungsthemen . Heilpraktiker Psychotherapie . Theaterregisseur

Businesstheater

Mit zwei eindrucksvollen Praxisbeispielen.

Beispiel:

Workshop mit dem 14köpfigen Leitungsteam eines Unternehmens aus dem Bereich Technik von Freitag 17.00h bis Sonntag 15.00h. Workshop jeweils bis ca. 21.30h.

Anlass und Ziel:

. Erarbeitung und Première eins selbst gestalteten kurzen Theaterstücks anlässlich der Übergabe der Führungsposition von einem älteren Herren, der in Rente geht, an einen sehr jungen und dynamischen Nachfolger.

. Akzeptanz des weiteren Leitungsteams für den neuen GF.

. Integration des neuen GF in das Team bei Bewahrung der notwendigen Distanz.

Vorbereitung:

Genaues teile ich Ihnen gerne bei näherem Interesse unter 01793974480 gerne mit. Wichtig ist vor allem, dass die Teilnehmenden keinen Text / kein Arrangement spielen (müssen, sollen), das ich als Workshopleiter etwa schon mitbrächte! Es gehört originär zum Workshop, dass die Teilnehmenden in den ersten Stunden des Zusammenseins das Stück, ihr Stück!, selbst erfinden und erarbeiten. Nur dann werden sie wirklich dazu stehen und motiviert sein, und Spaß am Ernst der Sache haben. Dabei werden keine Texte festgeschrieben, sondern Situationen geklärt, die dann improvisiert werden. Im Laufe von zweidrei Proben entsteht später durch Wiederholung ohnehin so eine Art Best Practice.

Sobald ‚die Geschichte‘, die auf die Bühne gebracht wird, gefunden ist, wird das Team in mehrere Gruppen aufgeteilt, z.B.: Regie und Dramaturgie, Darstellung, Bühnenbild, Sound, ggf., falls Möglichkeit vorhanden Kostüm und Licht, etc. (Je nach vorhandenen technischen Voraussetzungen).

Während der Erarbeitungs- und Planungsphase sendet jede Gruppe zeitweise eine/n Botschafter*in in die anderen Gruppen, um zu erfahren, was dort geplant und gemacht wird, mit dem Ziel, ein möglichst homogenes Stück auf die Bühne zu bringen.

Mehrwert:

. JEDER Business Theater-Workshop zu jedem Thema hat PER SE auch einen teambildenden Charakter.

. Wenn das Setting einmal steht und zum ersten Mal angeprobt ist, erfahren die Teilnehmenden ganz nebenbei, wie mühevoll es ist, einen Ablauf immer und immer wieder zu probieren, bis ein Rädchen ins andere greift. Sie erfahren, dass sie sich u.U. sogar durch das (notwendige) Tal der Lustlosigkeit kämpfen müssen – und wieviel Zufriedenheit es umso mehr schafft, es zu überwinden und schließlich den Lohn der Mühe einzufahren. Applaus!

. Zum Anderen bekommen die Teilnehmenden, oft in Führungspositionen, die äußerst unterschiedlichen, im Erarbeitungsprozess aufeinander folgenden Variationen von idealtypischem Führungsverhalten der Regie mit:

a. In der Findungsphase das kreative Chaos zulassen, damit jeder sich einbringen kann. Nur so wird die Regie die Leute motiviert hinter sich haben.

b. Gemeinschaftliche, ‚demokratische‘ Reflexion der eingebrachten Ideen auf deren Attraktion und Nutzen für das gewünschte Endergebnis hin.

c. Nur noch wenig demokratisches Bewerten der eingebrachten Ideen, weil die Regie spätestens jetzt erste Akzente hinsichtlich der konzeptionellen Stimmigkeit und Umsetzbarkeit setzen muss.

d. Partizipative bis direktive Selektion der Ideen. Sie müssen nun kohärent sein und auf das gewünschte Ergebnis einzahlen.

e. Nochmalige Festlegung der Zielvorstellung, incl. ggf. deren Korrektur aufgrund der Erfahrung im Erarbeitungsprozess.

f. Direktive, bisweilen annähernd ‚tyrannischeRealisation der gemeinsamen Idee in den Endproben.

g. Gemeinschaftliche Ernte der Früchte nach der gelungenen Première. Feiern.

Führungskräfte schätzen diesen Quervergleich zwischen der Theaterregie und ihrem Verhalten im Unternehmen.

Ein Praxisbeispiel:

Ein mit primitivsten Mitteln improvisiertes Puppentheater. Da stehen nebeneinander die Mitglieder der ersten Führungsebene eines Unternehmens, als ‚Puppen‘. Sie haben sich am Rücken Kleiderbügel in die TShirts geschoben, mit denen der ‚Puppenspieler‘, den ihr bisheriger Chef darstellt, sie ‚bewegen‘ kann. Etwas daneben ein Scheiterhaufen.

Der Chef tritt vor die Puppen, verkündet zunächst seinen Abschied, und begibt sich dann hinter die Puppen, um sich einzeln von jeder zu verabschieden. Er sagt Sätze wie: ‚Und du, Bernd, warst immer mein bester Berater, wenn ich mal Zweifel hatte, wo‘s langgehen soll’, und dann: ‚und du, Brigitte, warst mir immer eine unbestechliche und unbeugsame Finanzchefin‘, etc.pp. Die Puppen antworten. KÖNNEN antworten, weil der Chef, der Puppenspieler, sie am Kleiderbügel bewegt. Zum Ende tritt der Chef wieder nach vorne, präsentiert seinen Nachfolger, und räumt das Feld.

Der Nachfolger begrüßt die Leute und fragt, was Sie sich von ihm wünschen, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen. Niemand antwortet. Er fragt ein zweites und ein drittes Mal. Stille. Er wird wütend, geht auf eine der Puppen zu und schüttelt sie. Weil sie auf diese Weise bewegt wird, kann die Puppe sprechen. Sie sagt: ‚Chef, ich bitte um Nachsicht, aber wir können nichts von alleine, auch nicht sprechen. Wir können das nur, wenn uns jemand bewegt.‘

Der neue Boss hält inne, nimmt die Hände von der Puppe, geht zurück, und dreht sich wieder zu den Puppen. Er sagt klar und bestimmt: ‚Leute, das muss anders werden! Ihr müsst jetzt lernen, selbständig zu sprechen und zu handeln, euch aus eigenem Antrieb zu bewegen. Bis das so richtig klappt, dafür gebe ich euch noch ein bisschen Zeit. Aber irgendwas muss kommen, wenn ich euch anspreche, ab sofort! Und ich warne euch: Wer dazu keinerlei Anstalten macht, für den habe ich hier den Scheiterhaufen vorbereitet. Der kommt da drauf. Ich garantiere es!‘

Dann fragt er die Puppen wieder ab, was sie sich von ihm als Führungskraft wünschen. Bis auf eine bringen jetzt alle Beteiligten irgendwelche Äußerungen zustande. Die Puppe, die es nicht kann, kommt auf den Scheiterhaufen.

Das klingt sehr martialisch und nach einem stockautoritären Unternehmen. Ich versichere, das Gegenteil war der Fall. Im Spiel ist alles möglich. Auch unter Erwachsenen ‚Spielern‘. Positiv an der Geschichte war gleich mal, dass die Teilnehmenden incl. des abtretenden Vorgesetzten, natürlich schon auch eine klare Reflexion über das in den vorherigen Jahren empfundene Führungsverhalten des Chefs abgaben – ohne es zunächst zu bemerken. (Das ist eine der Stärken der Methodik, dass sie auch über das Unterbewusstsein funktioniert.) Nachdem allerdings ein Führungswechsel anstand, konnte man locker darüber hinwegsehen, ohne viel nachzukarten. Gleichzeitig sollte die Metapher mit dem Scheiterhaufen, die ja in der Vorbereitung von allen geteilt und für gut befunden worden war, ein Statement über die Entschlossenheit abgeben, dass in Zukunft mehr Mitsprache und Beteiligung möglich sein, gelebt werden sollte, ja musste. Notfalls mit sanftem Druck auch seitens des ‚Neuen‘, weil der keineswegs damit rechnen konnte, dass alle Beteiligten in der Lage wären, sich aus den über Jahre erlernten passiven Verhaltensmustern zu befreien.

Der Workshop, der in einem italienischen Agriturismo stattfand, endete sehr harmonisch und setzte bei den Teilnehmenden viel Kraft und Entschlossenheit frei. Das Tüpfelchen auf dem i war, dass das Team einstimmig beschloss, die ‚Première, sprich die Endfassung des Stückes sogar vor anderen Besuchern der Location zum Besten zu geben, um auch bei den Zufallsgästen Gespräche über Führung und Zusammenarbeit an deren Arbeitsstellen auszulösen.

Das Theater besitzt die Auftriebskraft der Wahrheit.

Businesstheater, ein kurzes weiteres Beispiel:

Anlässlich eines Workshops mit der Leitungsetage eines Unternehmens aus der Pharmabranche, inszenierte der CEO zusammen mit ein paar weiteren Teilnehmenden eine bekannte Coachinggeschichte zum Thema Kommunikation.

Eine Gruppe von Blinden stößt bei einem Spaziergang auf etwas Seltsames, zunächst Unbekanntes. Sie betasten es. Einer sagt, er habe etwa auf der Höhe seines Kopfes etwas Dünnes in der Hand, es erinnere ihn an einen Putzlappen. Ein anderer sagt, an dem Etwas sei eine Art nach unten hängendes, am Ende ausgefranstes Seil angebracht. Der Dritte fühlt eine Art Baumstamm mit einer weichen Rinde, so ähnlich wie Kork vielleicht. Wieder einer fühlt einen Schlauch, der über seiner eigenen Kopfhöhe beginne und flexibel sei, etc.pp. Langer Worte kurzer Sinn: Das ‚Etwas‘ ist ein Elefant. Und weil die Gruppe gut und präzise kommuniziert, kriegen sie es auch heraus.

Der Elefant wurde von drei Personen auf die Bühne gebracht (und hatte deswegen sechs Beine, was soll’s.): Vorne der aufrecht stehende Rüssel-Darsteller, der einen Arm hin- und her baumeln ließ, dahinter der Rücken, schließlich das Gesäß, deren zwei Darsteller etwas buckelig stehen mussten.

Der CEO hatte für sich explizit die Rolle des Gesäßes reserviert. Was er niemandem mitgeteilt hatte: Vor der ‚Première‘ war er in einer kurzen Pause mit einer Plastiktüte in der Hosentasche nach draußen gegangen, wo es geregnet hatte,und stopfte sich die Tüte in der Tasche voller schmieriger Lehmkügelchen. Während der Vorstellung überraschte er dann auch seine eigenen Mitakteure damit, dass er Lehmkügelchen für Lehmkügelchen hinter sich warf, als würde der Elefant sein Geschäft erledigen. Dabei gab er wirklich entsetzliche, unappetitliche Pupstöne von sich. Den Anderen wollte ein Lachen nicht so wirklich gelingen. Soweit so gut.

Im anschließenden Feedbackgespräch äußerten seine Direktionskolleg*innen respektvolle, aber auch entschiedene Kritik. Es sei ja im ersten Moment lustig gewesen, aber das Lachen sei einem auch ein wenig im Halse stecken geblieben, zu unflätig und nahezu respektlos gegenüber der versammelten Runde seien die Töne gewesen. Es entstand eine kurze Pause. Dann stand der CEO auf und rief mit lauter Stimme, genau deswegen habe er die Szene gespielt, damit mal wieder jemand Kritik an ihm übe und ihm Widerworte gebe. Und er fügte wörtlich an: ‚Ich hasse es nämlich inzwischen, dass ich in Gesprächen sagen kann, was ich will, und sei es auch der letzte Mist, und ihr steht immer nur brav und untertänigst kopfnickend vor mir. Wenn ich mit der Szene erreicht habe, dass mir mal wieder jemand widerspricht, dann habe ich mein Ziel ja erreicht!‘ Applaus!

Der Szene ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen – außer dass mir der betreffende CEO noch bis zwei Jahre nach dem Workshop alle paar Wochen die immer selbe Mail schickte: Lieber Kuno, Gott sei Dank, dass ich damals den Arsch des Elefanten gespielt habe! Gruß xy!‘