Persönliche und betriebliche Lernprozesse im Spiegel neurokognitiver Denkansätze. Ein Workshop- und Coachingangebot.
Geschätze Leser*innen,
Ich weiß, Sie haben wenig Zeit. Aber ich versichere Ihnen, es lohnt sich, sich ein paar Minuten für die Lektüre meines Newsletters zu gönnen. Wirklich komplexe Information gibt es halt nicht im mp3-Format.
Mit diesem Newsletter möchte ich Sie dazu ermutigen, jeglichen Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozess mit Angeboten zu begleiten, die den Beteiligten die Gelegenheit geben, positive sensorische Erfahrungen davonzu machen, wie es nach Abschluss des Prozesses sein wird, was danach anders und besser sein wird als vorher. Denn Lernen setzt im Idealfall voraus, über möglichst viele Sinnesebenen zu erfahren, dass und was es da zu lernen gibt. Auf diese gewissermaßen neurokognitive Art und Weise werden Sie mehr Motivation und Begeisterung ernten, als wenn Sie Veränderung lediglich mündlich oder schriftlich kommunizieren.
Was neurokognitives Vorgehen vermag, das möchte ich Ihnen an einem für mich durchaus existenziellen, medizinisch begründeten Lernprozess schildern, den ich selbst im Mai 2022 buchstäblich am eigenen Leib erfuhr, und der sich sehr gut auf jedweden Lernprozess übersetzen lässt. Lassen Sie sich ruhig kurz darauf ein:
Es war mucksmäuschenstill. Volle Konzentration. Die Dame, der ich mit geschlossenen Augen gegenübersaß, die Hände mit der Innenseite auf dem schmalen Tisch zwischen uns, platzierte unter die Finger meiner gelähmten linken Hand abwechselnd kleine kubische Klötzchen von unterschiedlicher Höhe. Manchmal tat sie auch nur so und ließ mich im Ungewissen. Ich sah ja nicht, was sie genau tat. Dann befragte sie mich nach meinen Empfindungen. „Unter welchem Finger liegt jetzt etwas?“ „Ich meine, unter dem Mittelfinger“, sage ich z.B. „Hmm. Ist das alles? Liegt noch irgendwo ein Klötzchen?“ „Kann sein, ich weiß es nicht, aber dass da irgendwo noch etwas ist, vermutlich unter dem kleinen Finger, das ist mir klar.“ „Ok. Und ist das, was Sie da unter dem kleinen Finger spüren, höher als das unter dem Mittelfinger, oder kleiner?“ „Höher vielleicht. Oder nö, doch kleiner“, antworte ich. Etc.pp.
Weder bestätigte die Dame meine Angaben, wenn sie richtig waren, noch korrigierte sie die falschen. Es ging ausschließlich um Denk- und Fühlsportaufgaben für mein Gehirn, die das Ziel hatten, seiner Neuroplastizität Futter zu geben. (Neuroplastizität = die Fähigkeit, den eigenen Aufbau und die eigenen Funktionen verändern zu können, um so z.B. blockierte Wege durch nahezu gleichwertige neue Umleitungen zu ersetzen.)
Ich hatte am Tag zuvor bei einer Herzkatheteruntersuchung einen Schlaganfall mit vollständiger Lähmung der linken Körperhälfte erlitten. Nur!!! Zum Glück hatte er meine kognitiven, emotionalen, sozialen und sensorischen Fähigkeiten zu 100% verschont. Ich konnte also denken, fühlen, urteilen und sprechen wie gehabt. Auch mein Wissen, meine Kompetenz und die Erinnerung waren unangetastet geblieben. Nur dieses lockere Das mach’ ich doch mit links, das war wortwörtlich erst einmal vorbei. Klar, dass ich es so schnell wie möglich zurückhaben wollte.
Die genannte Dame, die mich sehr erfolgreich dabei unterstützte, war meine Ergotherapeutin. Ohne sie wäre meine Rekonvaleszenz kaum so zügig vorangeschritten. Sie beherrschte die von dem italienischen Therapeuten Dott. Perfetti (der Name ist wohl Programm) formulierte neurokognitive Therapie.
Anders als die herkömmlichen Therapieangebote, die ich während der Rekonvaleszenz erhielt, setzt die neurokognitive Therapie nicht auf Lernen durch operante Konditionierung, wie z.B. stereotype, z.T. dutzend- und hundertfach mechanisch generierte Wiederholungen von Bewegungen, in der Hoffnung, das Gehirn möge sich auf diese Weise an seine ursprüngliche Funktionalität erinnern.
Die neurokognitive Therapie geht DEN entscheidenden Schritt weiter: Sie verbindet die passive Reizung mit bewussten sensorischen und kognitiven Prozessen – für jedes Gehirn die weitaus spannendere und interessantere – und damit tiefenwirksamere und erfolgversprechendere Aufgabe.
Im Detail: Zu Beginn, ich habe das oben beispielhaft beschrieben, wurde meinem Gehirn die Gelegenheit gegeben, über einen sinnlichen Multichannel-Prozess (Berührung, Mobilisierung, einer zielgerichteten Ansprache zuhören, auf Fragen antworten, gezieltes Beobachten und Nachdenken, Handlungsoptionen reflektieren, spekulieren, Phantasie entwickeln, ausprobieren), Erfahrungen zu machen (hier: die Klötzchen unter den Fingern), daraus Erkenntnis zu generieren, und diese schließlich umzusetzen. In etwa: Aha, das sind anscheinend meine Finger. Es scheint so, als könne ich die bewegen. Das also ist ihre Funktion. Ich probiere das mal aus.
Und jetzt kam der noch spannendere zweite Schritt. Sobald das Gehirn durch die sinnliche Erfahrung wieder wusste, dass es da etwas wahrzunehmen und zu bewegen gab, konnte ich (WEIL und OBWOHL ich ja gewissermaßen selbst mein eigenes Gehirn BIN) es lehren, wie es tun soll was es tun soll: Bewegungen ausführen. Fast wie ein Außenstehender, wie ein Puppenspieler meiner selbst.
Das klingt vielleicht nach Hokuspokus. Aber ich habe ihn erlebt. Es waren magische Momente, als mein Gehirn begann, meine Finger wieder zu bewegen. Zuerst einzeln und ganz wenig, und irgendwann, plötzlich, waren sie zurück. Alle. Mein linker Fuß samt Zehen begann nach zwei Stunden intensiver neurokognitiver Therapie, wieder Regungen zu zeigen. Bald das ganze Bein. Etc. Irre.
Und schon seit inzwischen gut einem Jahr ist alles wieder ok, und ich kann längst mein spannendes Privat- und Berufsleben ungehindert fortsetzen.
Kein Wunder also, dass meine Empfehlung für Sie ist, Lern- und Veränderungsprozesse auf allen möglichen Sinnesebenen vorzubereiten und durchzuführen. Ja, stimmt, das kostet Sie zunächst ein wenig mehr Zeit, Geld und Phantasie – Investitionen, die sich allerdings bald amortisieren: Mehr Motivation, mehr Tiefgang, mehr Lernerfolg, mehr Bereitschaft.
Und Sie nutzen mit diesem ganzheitlichen Vorgehen optimal die Neuroplastizität der beteiligten Gehirne. Einschließlich Ihres eigenen. Denn es gilt: Je mehr beteiligte Sinnesebenen, umso mehr Futter für die Neuroplastizität.
Übrigens: Ob und für welche Inhalte Web-Learning unter diesem Gesichtspunkt stattfinden kann (und für welche nicht!), das mögen Sie selbst entscheiden! Ich gebe zu, ich bin OldSchool und noch immer ein überzeugter Vertreter von Präsenzveranstaltungen. Die Kosten zwar mehr. Aber dafür ist i.d.R. ihr Ertrag auch höher. Viele Unternehmen haben das nach dem Ende der Zwangsverbannung ins Netz während Corona schon wieder verstanden.
Eine Präsenzmethode für Lernprozesse und Veränderungsbegleitung, die in diesem Zusammenhang schon lange Erfolg garantiert, sind natürlich mehr denn je theatrale Methodiken, wie z.B. Rollenspiel und Business- und Entwicklungstheater in all seinen Spielarten. Weil Theater komplexes Leben mit all seinen Sinnen live reflektiert und so ideal geeignet ist, Vergangenes nachträglich zu analysieren, Handlungsoptionen für die Zukunft auf die Probe zu stellen, und das Morgen vorbereitend in Szene zu setzen. Theater ist eine 1:1-Abbildung realen Lebens und bezieht alle unsere Sinne ein. Theater ist, wenn Sie so wollen, eine Art neurokognitive Betätigung.
Theater-gesteuerte Prozesse können Sie jederzeit wie gehabt zusammen mit mir planen und durchführen. Und auch für andere methodische Ansätze, die sich am neurokognitiven Gedanken orientieren, bin ich gerne Ihr Ansprechpartner für maßgeschneiderte Aktivitäten. Für Einzel-, Team- und Organisationscoachings, in Lern- und Veränderungsprozessen.
Und nun herzlichen Dank für Ihr Interesse!
Kuno Windisch
(Meine Koordinaten finden Sie hier auf der Homepage. Gerne dürfen Sie diesen Newsletter weiterempfehlen.)