Am Anfang war die Phantasie.
Die Phantasie ist vor dem Wort, denn das Wort zeugt von einer gedanklich oder sogar praktisch bereits in Umsetzung befindlichen, oder zumindest nach Umsetzung strebenden Idee.
Die Phantasie sucht erst noch nach dem Wort. Muss suchen. Will suchen. Darf suchen.
Die Phantasie ist freiwillig und beginnt immer bei Null.
Wie das Leben selbst, generiert und wiederholt sich die Phantasie aus sich selbst. Die Frage nach der Henne und dem Ei stellt sich ihr nicht.
Die Phantasie ist der aufgeladene, nach Explosion und Entfaltung suchende Energiemix vor dem Wort, vor den Dingen.
Die Phantasie ist vor allem Ursprung, Summe und Voraussetzung für jegliche soziale Kompetenz, weil sie die Basis für Empathie ist. Ohne Phantasie keine Empathie.
Die wichtigste Einstellung zur Phantasie ist, sie tabufrei und ohne Schere im Kopf zuzulassen.
Die Phantasie ist die Fähigkeit, das Talent, die Entschlossenheit, die Zuversicht, die Neugierde, etwas zu imaginieren, das es noch nicht gibt.
Die Kreativität ist die Tochter der Phantasie. Sie besitzt den Willen, die Neugierde und den Mut, die Ideen der Phantasie umzusetzen. Sie denkt, plant, experimentiert, setzt um, verwirft, reüssiert, scheitert, hält durch, bis das Ergebnis steht.
Im Zusammenspiel mit der Phantasie ist die Kreativität Ursprung, Summe und Voraussetzung für alle Fachkompetenzen.
Der wichtigste Mut der Kreativität ist der Mut zum Scheitern.
Die wichtigste Einstellung zum Mut des Scheiterns hat Samuel Beckett formuliert: Wenn du gescheitert bist, versuch‘ es besser! Scheitere besser!
Die Schwestern Phantasie und Kreativität haben Freude an ihrem Dasein. Ohne Auftrag wird ihnen langweilig. Wenn ihnen zu oft langweilig wird, verkümmern sie. Zurück bleibt ein phantasieloser Befehlsempfänger-Automat.
Phantasie und Kreativität sind die Grundsubstanzen für sämtliche Fähigkeiten, Einstellungen und Eigenschaften des Menschen.