Kuno Windisch

Coach für Einzelpersonen, Paare, Gruppen, Familien, Teams und Organisationen . Experte für Personal- und Organisationsentwicklung und Führungsthemen . Heilpraktiker Psychotherapie . Theaterregisseur

Blog: Führung und Chaos in kritischen Situationen, die einer Reorganisation bedürfen

Wenn eine (wie auch immer geartete private oder institutionelle) Organisation dringend reorganisationsbedürftig ist, könnte man nach Watzlawick paradox reagieren und das Chaos so lange zulassen, bis es sich von selbst neu organisiert. Denn rein physikalisch gesehen ist das Chaos ja ein, wenn nicht DER Aggregatszustand, aus dem zwingend und am unvorbelastetsten neue Ordnung entstehen muss. So wie der ‚chaotische‘ Urknall zwingend zu einer, wenn auch vorübergehenden, universellen Ordnung geführt hat. (Vorübergehend, weil es im Leben keine EWIGE Ordnung gibt).

So viel Zeit, Geduld und Geld, eine ‚automatische‘ Neuordnung abzuwarten, hat aber i.d.R. keine Organisation, schon gleich kein Unternehmen. Zudem müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen, bzw. den ‚automatischen‘ Neuordnungs-Prozess gleichermaßen zulassen. Mit anderen Worten: In ‚irdischen‘ Organisationen funktioniert das Chaos-Prinzip nicht.

Die Folge: Die Leitung (der Boss) der Organisation muss die Reorganisation selbst in die Hand nehmen und, je nach Führungskultur, durch Transparenz und Einbezug möglichst viele Mitarbeiter/Innen mitnehmen. Dafür stehen ihm eine Reihe bekannter und üblicher Management-Tools zur Verfügung.

Tut er es nicht, lässt er das Chaos laufen, vielleicht sogar mit dem Risiko, dadurch mittelfristig die ganze Organisation den Bach runtergehen zu lassen, kann dies zwei Gründe haben:

a. Wer als Führungskraft entschiedenen Zugriff nimmt, bringt sich selbst in die Bringschuld und in die Verantwortung für das Ergebnis. Nicht wenige Führungskräften vermeiden deswegen, bewusst oder unbewusst, den Zugriff. Sie möchten sich letztlich ihrer Verantwortung als FK nicht stellen – und zwar umso weniger, je weiter das Chaos bereits fortgeschritten -, und je weinger damit die Erfolgsaussichten sind. Mit anderen Worten: Sie greifen nicht zu, um die eigene Position nicht in Gefahr zu bringen – und riskieren sie dadurch umso mehr. Ein weiterer ‚positiver‘ Nebeneffekt: Wer selbst die Verantwortung nicht übernimmt, kann dauerhaft andere brandmarken. Easy Leadership.

b. Eine Organisation als Führungskraft ins Chaos laufen zu lassen, kann eine zweiten, oberflächlich gesehen ‚angenehmen‘ Grund haben: Man kann sich an den verschiedensten Brandherden immer wieder als situativen Retter präsentieren. Das ist zweifelsfrei angenehmer, als einmal radikal durchzugreifen und sich unbeliebt zu machen.



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